Jugendprojekt des Elisabeth Hospiz

"Neu-Seh-Land"

Unser Jugendprojekt

Seit dem Beginn unserer stationären Hospizarbeit haben wir junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unsere Arbeit integriert. Dies waren früher Zivildienstleistende und wie heute auch noch junge Mitarbeiter im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Mit dem Abschaffen der Wehrpflicht wurde der Zivildienst durch den Bundesfreiwilligendienst (BFD) ersetzt.

Unser Hospiz ist eine anerkannte Einsatzstelle der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD, Bonn), die im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes seit vielen Jahren ständig bis zu sechs junge Freiwillige im Freiwilligen Sozialen Jahr und Bundesfreiwilligendienst an uns vermitteln. Unsere jungen Mitarbeiter kommen aus dem In- und Ausland und müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Die Erfahrungen, die wir mit der Mitarbeit der jungen Helfer gemacht haben, sind so positiv, dass sie uns ermutigten, hier einen besonderen Schwerpunkt zu setzen. So wurde offiziell vor 15 Jahren das Jugendprojekt „Neu-Seh-Land“ gegründet und dafür ein Haus gegenüber des Hospizes erworben, in dem unsere Freiwilligen für die Dauer eines Jahres in einer Wohngemeinschaft zusammen leben können. Dieses Haus wurde inzwischen abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der Anfang des Jahres 2018 bezogen werden konnte.

Krankheit, Sterben und Tod – diese zum menschlichen Dasein gehörenden Erfahrungen werden in unserer heutigen Gesellschaft häufig verdrängt. Dort, wo Zuwendung und Solidarität notwendig wären, überwiegen häufig Angst und Unsicherheit. Mit unserem Jugendprojekt „Neu-Seh-Land“ sehen wir es als unsere Aufgabe an, hier einen kleinen Beitrag zu einem gesellschaftlichen Wertewandel zu leisten. Durch die Mitarbeit im Hospiz, verbunden mit einer pädagogischen Begleitung durch unsere Hospizmitarbeiter und die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD), wollen wir den jungen Helfern die Möglichkeit geben, Krankheit, Sterben und Tod als zum Leben gehörende Erfahrungen anzunehmen. Sie wiederum nehmen diese Erfahrung mit in ihr Leben und geben diese an ihr Lebensumfeld weiter. Dadurch kann unsere Gesellschaft etwas Menschlichkeit und Solidarität zurück gewinnen. Wer, wenn nicht die Jugend, ist hier der beste Adressat, um einen kleinen Beitrag zu einer menschlicheren Gesellschaft zu leisten.

Durch die Erfahrungen, die die jungen Helfer im Hospiz machen, lernen sie das Erlebte neu zu bewerten, dieses aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten – sie lernen „neu sehen“. Daher kommt auch der Name des Hauses, in dem unseren jungen Mitarbeiter in einer Wohngemeinschaft zusammen leben – „Neu-Seh-Land“.

Für ihren Dienst im Hospiz erhalten die Jugendlichen ein Taschen- und Verpflegungsgeld. Das Wohnen im Jugendhaus „Neu-Seh-Land“ ist kostenlos. Das Hospiz entrichtet hier aber einen finanziellen Beitrag aufgrund des so genannten „geldwerten Vorteils“ an die IJGD, die diesen an den entsprechenden staatlichen Empfänger weiterleiten. Während ihrer Dienste werden die jungen Helfer über unsere Hospizküche mit verpflegt.

Unsere jungen Helfer arbeiten im Früh- und Spätdienst. Sie helfen unseren kranken Gästen unter Anleitung unserer Fachpflegekräfte beim An- und Auskleiden, bei der Körperpflege, reichen, falls erforderlich, die Mahlzeiten an, lesen unseren Gäste vor, Begleiten bei Ausflügen, helfen beim Vorbereiten unserer Feste, begleiten unsere Gäste bei Spaziergängen, sind Gesprächspartner für Gäste und Angehörige und vieles mehr. Selbstverständlich sind sie voll in unserem Hospizteam integriert, nehmen an den Dienstübergaben, an unseren Betriebsausflügen und auch an den Festen im Hospiz teil.

Das Jahr ihrer Mitarbeit ist meist auch ein Jahr der Berufsfindung. Viele wurden aufgrund ihrer Erfahrungen im Hospiz motiviert, einen medizinisch-, pflegerisch- oder sozialpädagogisch-orientierten Berufsweg einzuschlagen.

Die Mitarbeit unserer jungen Helfer ist eine große Bereicherung für unsere Hospizarbeit – sowohl für uns Mitarbeiter als auch für unsere Gäste und ihre Angehörigen.

Der Vollständigkeit halber wollen wir auch unsere Zusammenarbeit mit den Schulen der hiesigen Umgebung erwähnen. Maximal zwei Mal im Monat besuchen uns Schulklassen, die im Religions-, Ethik- oder Philosophieunterricht das Thema Krankheit, Sterben und Tod behandeln, um dann im Hospiz auch noch die Hospizarbeit kennen zu lernen. Diese Schulklassen werden in einem Seminarraum von den im Hospiz Mitarbeitenden unterrichtet. Die Schüler erfahren im Hospiz, dass die letzte Lebenszeit trotz der schweren Erkrankungen eine wertvolle und wichtige Zeit für die kranken Gäste und auch für ihre Angehörigen sein kann.